Geschichte in Rekordzeit
Werner Gossmann – feiert 60. Firmenjubiläum
60 Jahre im Rückspiegel
„1961. Der Ponton wurde von der Heckflosse abgelöst, der 300er SL und der 190 SL prägten noch für weitere 2 Jahre das sportliche Mercedes-Markenbild. Wir waren Autoschlosser und Kunden eher Bittsteller, denn das Wort „Service“ hatte es nicht in den Duden geschafft. Die Wirtschaftswunderjahre weckten bei vielen den Wunsch nach persönlicher Freiheit. Ja, nach dem eigenen Auto. Mercedes erweiterte Zug um Zug seine Modellreihen. Die Forderungen nach mehr Komfort und Sicherheit waren mit reiner Mechanik nicht mehr zu erfüllen, hier waren jetzt elektronische Helfer gefragt. ABS, Airbag und Klimaanlagen stellten nun neue Anforderungen an die Werkstatt, Kfz-Mechaniker war jetzt folgerichtig die Berufsbezeichnung. Spätestens mit der Vorstellung des 190er „Baby Benz“ standen wir im direkten Wettbewerb mit anderen Anbietern. Und parallel zur technischen Entwicklung entdeckte man nun den Service als wichtiges Differenzierungsmerkmal – der Kunde rückte ins Zentrum unserer vollsten Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Dafür war es auch höchste Zeit!
Service-Angebote wie Dialog-Annahme, Räder-Reifeneinlagerung, Hol-und-Bring-Service, Leihwagen und der 24h-Service wurden zum Standard. In den letzten Jahren überschlugen sich die Entwicklungen in atemberaubender Geschwindigkeit. So entscheiden heute Kriterien des vernetzten Fahrens und der Umweltverträglichkeit über Sieg oder Niederlage bei Vergleichstests. Der Zug Richtung autonomes Fahren nimmt bereits Fahrt auf. Wohin die automobile Reise geht? Das bleibt „Kaffeesatzlesen“. Ein kluger Mensch hat sinngemäß gesagt: „Vorhersagen sind sehr schwer, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen“. Ich kann sagen: Wir bei Kunzmann sind vorbereitet und freuen uns darauf!“
Der Vatikan in Aschaffenburg
„Es liegt gut 15 Jahre zurück. Für einen bekannten Musik-Manager aus Regensburg war ich auf der Suche nach einem tollen Oldtimer. Und erfolgreich. Gemeinsam mit meiner Frau fuhr ich Sonntags zwecks Fahrzeugübergabe zum neuen Besitzer. In dessen Wohnzimmer zeigten Bilder seine vielen Aktivitäten. Er war Manager der Kastelruther Spatzen, Vermarkter der Regensburger Domspatzen, der Augsburger Puppenkiste und Herrchen von „Kommissar Rex“. Auffällig viele Fotos zeigten ihn auch mit Papst Benedikt, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verband. Wir unterhielten uns lange und er erzählte uns, dass er bei seinen privaten Papstbesuchen in Rom erfahren hatte, dass aus dem Vatikan-Fuhrpark ein schwarzer Mercedes/8 zum Kauf angeboten wurde. Dieser Versuchung hatte er nicht widerstehen können und er zeigte uns seine Errungenschaft. Der fachliche Blick erkannte leider, dass dringender technischer Handlungsbedarf an dem Klassiker bestand.
Das war auch der Grund dafür, dass wir mit dem „göttlichen Gefährt“ die Rückfahrt nach Aschaffenburg und damit zur Werkstatt antraten. Auf der Autobahn fielen meiner Frau die vielen neugierigen Blicke in Richtung unserer dunklen Limousine auf. Na klar, ein schwarzer Mercedes mit original Vatikan-Nummernschild und dem „V“ als Nationalitätszeichen. Nicht ganz alltäglich! Vielleicht ging auch die Fantasie mit dem einen oder anderen durch? Ob es der vermeintliche Kirchenmann am Steuer und die attraktive Beifahrerin mit dem Zölibat nicht so genau nahmen?! Wir schmunzelten! Unterwegs hatte dann der Generator seinen Geist aufgegeben. Mit letztem Saft der Batterie – und wohl mit Gottes Hilfe – kamen wir gerade so ans Ziel … Ob im Vatikan-Mercedes jemals ein Bischof oder Kardinal gesessen hat? Eher ja. Der Papst? Eher nein …“
Vom Propheten im eigenen Land
„Entgegen dem Sprichwort gilt der Prophet bei Kunzmann glücklicherweise etwas. Die meisten Mitarbeiter-Innen haben hier ihre Ausbildung absolviert und sind heute in den verschiedenen Abteilungen und Funktionen unser wertvollstes Kapital. Über die Jahre habe ich tolle Kollegen betreuen dürfen. Und bin unwahrscheinlich stolz darauf, Teile ihres Karriereweges begleitet zu haben. Ein Beispiel möchte ich nennen, das schön zeigt, welche Möglichkeiten Kunzmann bietet.
Ein junger Mann begann am 1. September 1995 seine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Als Hobbys gab er damals Basteln mit Elektronikbaukästen an. Seine Lieblingsfächer: Physik, Mathematik und Informatik. Vom ersten Tag an war er neugierig, wissbegierig, engagiert und oftmals auch zielstrebiger als andere. Ich denke, dass er bereits damals ein klares Ziel verfolgte: Er wollte als Führungskraft das Unternehmen mit gestalten. Dafür hat er hart gearbeitet. Aber ohne Ellenbogeneinsatz. Er hat sich permanent weitergebildet und immer weiter qualifiziert. Heute ist dieser junge Mann von damals Serviceleiter aller Kunzmann-Betriebe. Er genießt den uneingeschränkten Respekt und die Anerkennung unserer Mitarbeiter, Kunden, Partner, des Herstellers und der Geschäftsleitung.
Ach ja, seinen Namen sollten Sie sich merken: Frank Kirchgässner. Warum ich Ihnen das erzähle? Damals war ich sein Ausbilder, heute hingegen ist er mein direkter Chef. Und es ist mir eine große Freude, in seinem Team zu arbeiten!“
Immer dieser Service-Papst
„Wann mich der Herausgeber des berühmten Fach-Magazins „Autohaus“ Professor Hannes Brachat zum ersten Mal „Service-Papst“ nannte, weiß ich nicht mehr. Zugegeben, das war mir auch nie wichtig. Dass es allerdings keine einmalige Titulierung blieb, ist mir erst viel später klar geworden. Denn nun haftet diese Bezeichnung wie Honig an mir und ich werde sie nicht mehr los. Also sehe ich es als Auszeichnung.
Stellvertretend für alle Kolleginnen und Kollegen, denen der Dienst am Kunden eine Herzensangelegenheit ist. Der Realität entsprechend fühle ich mich allerdings eher als ruheloser „Wanderprediger“, der immer gern nah am Mitarbeiter und am Kunden ist.“
Zitat
„Wer braucht sie nicht, die Vorbilder? Und Werner Gossmann ist eines. Wenn ich ihn als „Service-Papst“ auszeichnete so deshalb, weil er in der Fachmaterie ‚Service im Autohaus‘ am tiefsten pflügte und einem alles durchdacht begründen konnte. Eine einmalige Symbiose von Theorie und Praxis und das über Jahre in gleichbleibend hoher gelebter Kunzmann-Qualität.“
Prof. Hannes Brachat, Herausgeber AUTOHAUS
Die Legende von der Roten Sau
„Den Kult-Mercedes 300 SL kennt heute jedes Kind. 1954 - 1957 zunächst als Flügeltürer Coupé und von 1957 - 1963 als Roadster gebaut. Die rote Sau ist dagegen vermutlich nur echten Fans ein Begriff. Dabei war der 300SEL AMG ein echter Meilenstein der Mercedes-Historie. Spa-Francorchamps 1971, das 24h-Rennen! Die Affalterbacher Tuningschmiede AMG meldete mit einem 300SEL AMG den einzigen Mercedes zur Teilnahme am prestigeträchtigen Ardennenrennen an. Basis für die rote Sau war die seinerzeit schnellste Limousine der Welt, ein serienmäßiger 300 SEL 6.3. Die AMG-Techniker vergrößerten den Hubraum auf 6,8 Liter, erhöhten die Motorleistung auf 428 PS und reduzierten das Fahrzeuggewicht auf immer noch stolze 1635 kg. Trotzdem hatte der schwere 6,8 gegen die deutlich sportlicheren und leichteren Wettbewerber tatsächlichen eine echte Chance!
50 Jahre ist das her. Ich war 10 Jahre bei Kunzmann und kann mich nur zu gut erinnern. Im Rennen rieben sich die Zuschauer und Wettbewerber verwundert die Augen. Auf den Geraden kam keiner am AMG vorbei. In den Kurven mussten die beiden Fahrer aufgrund des hohen Fahrzeuggewichtes ihr ganzes Können aufbieten. Vor allem, um die Bremsen nicht zu überhitzen. Motorsportfans kennen das Ergebnis: 2. Platz im Gesamtklassement und Platz 1 im Klassenranking. Wahnsinn. Die Legende um die Rote Sau war geboren! Was aber noch viel wichtiger war, die drei Buchstaben AMG erregten die Aufmerksamkeit der Mercedes-Chefetage. Dies war der Beginn einer wahren Erfolgsgeschichte. Wie intensiv ich im Verlauf meines Berufslebens mit diesen Fahrzeugen zu tun haben sollte, hätte damals niemand geahnt. Ich bin stolz, den Beginn live erlebt zu haben. Hier wurde Geschichte geschrieben. Den mutigen, ehemaligen Daimler-Ingenieuren Werner Aufrecht und Erhard Melcher gehört unsere höchste Anerkennung für ihre fantastische Lebensleistung!“
Glückwunsch!
Ohne unsere Gossmann-Vergangenheit gäbe es sicherlich keine Kunzmann-Gegenwart, wie wir sie heute kennen. Lieber Herr Gossmann, tausende von Kunden und Partnern sagen Danke für die gemeinsame Zeit. So wie Ihre über 1.200 Kollegen. Auf welcher Route Sie auch immer Gas geben werden, wir alle wünschen Ihnen allzeit „beste Fahrt“!
Und das Beste kam zum Schluss. Kurz vor Druckabgabe erhielten wir diese Nachricht: „Nach meinem 75. Geburtstag würde ich gerne noch etwas mit geringerem Zeitaufwand tun wollen. (...) denn ganz ohne Kunzmann hätte ich sicher Entzugserscheinungen“. Toll, dass Sie uns erhalten bleiben!